Wenn echte Räuber Geburtstag haben…

…werden schon mal echt große Wünsche geäußert!
In den letzten Jahren war es eher der Job der Mama, sich um die Wünsche des Kindes zu kümmern und diese an mich weiterzugeben. Doch jetzt – mit fünf Jahren –  hat man(n) sein eigenes Köpfchen und will was ganz Besonderes haben.

Seit Monaten (!) ist er regelrecht im „Räuber Hotzenplotz“ Fieber.
Immer wieder schaut er sich die Filme an, spricht den Text mit und ahmt seine ganzen Vorbilder nach. Zu Ostern gab es dann schon eines der Bücher. Mittlerweile kennt er sie alle drei auswendig und lässt sich trotzdem stundenlang daraus vorlesen.
Dass dann das Geburtstagsgeschenk auch etwas mit Hotzenplotz zu tun haben muss, war eigentlich klar.

Er wünschte sich also ein echtes Räubershirt und den Umhang von Petrosilius Zwackelmann . 

Für das Shirt wollte ich ganz unbedingt das Schnittmuster „Knopfshirt“ von Klimperklein aus dem Buch „Nähen mit Jersey-babyleicht!“ verwenden, stellte aber nach kurzer Zeit fest, dass mein Patenkind schon zu groß für das kleine Shirt ist.
Also hab ich es einfach etwas großzügiger zugeschnitten. Im Endeffekt ist es so groß geworden, dass er sogar noch ein bisschen reinwachsen kann und somit hoffentlich länger Freude daran hat.
Aber wie wird nun aus einem gewöhnlichen Streifenshirt ein ganz besonderes Räubershirt?

Nun ja, indem man eben den Hotzenplotz mit allen allerkleinsten Details appliziert.
Irgendwann hatte ich mir sogar mal einen Freihandfuß zugelegt, ihn aber nie wirklich ausprobiert.
Also eine Premiere:
Hotzenplotz wurde ausgedruckt, in alle Einzelteile zerkleinert (sorry Hotzenplotz!) und dann die Teile aus verschiedenen Stoffen zugeschnitten.
Auf die Rückseite der Teile hatte ich vorher Vliesofix aufgebügelt und konnte diese so zuerst mal auf dem Shirt ausrichten und dann festbügeln, damit ich auch ordentlich nähen kann.
Weil das mit dem Stickvlies zwischen Stoff und Nadel irgendwie nicht so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt habe, habe ich dann eben die Zeichnung neben die Maschine gelegt und frei Hand genäht bzw. gemalt mit der Nähmaschine.
Was anfangs wie wirrer Fadensalat oder die Zeichnung eines zweijährigen aussah, entpuppte sich von Schritt zu Schritt immer mehr zum Hotzenplotz – mit Pistole, seinen sieben Messern, Haaren an den Beinen und natürlich seinem Säbel.
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Danach hab ich alle Teile des Shirts wie gewohnt zusammengenäht und so war zumindest das erste Geschenk schon mal fertig.

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Für den Umhang von Zauberer Zwackelmann hat mir u.a. eine Anleitung aus dem Netz geholfen.
Ich habe blauen, leuchtenden Lycra verwendet und Sterne in Gold aufgenäht. Im hochklappbaren Kragen steckt zur Verstärkung Vlieseline, damit dieser auch stehen bleibt. Abgerundet wird der Umhang durch die goldenen Zackenlitze und farblich passendes, goldenes Garn.

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Der Moment, in dem er die Sachen ausgepackt und bestaunt hat, ist wie immer unbeschreiblich.
Den Umhang hat er sofort angezogen und war damit im Garten zum Zaubern verschwunden. Zwischendurch bekam man ihn mal zu Gesicht, aber dann war er auch schon wieder wie von Zauberhand verschwunden.
Am Abend war der Umhang schon so geliebt und ausgiebig bespielt worden (u.a. wurde er vom Dreirad überrollt und mitgezogen…), dass ein erstes Loch zu sehen war, aber das kann zum Glück durch einen weiteren Stern verdeckt werden.
Und das Shirt durfte am nächsten Tag sofort mit in den Kindergarten 😉

Als ich nun die Fotos gemacht habe, war es wieder, als würde er in eine komplett andere Welt abtauchen, sobald er den Umhang anzieht. Es zischt, die Hände fliegen wie ein Zauberstab und er murmelt vor sich hin.
Seine Fantasie ist für mich einfach faszinierend!

Nach gefühlten 100 Fotos (ohje ich glaube, es waren tatsächlich so viele) kam dann ein: „Gode, jetzt reicht es aber mal mit den Fotos!“ – Recht hatte er, denn es waren so viele schöne Fotos dabei, bei denen man ihn so richtig in Action sehen kann.

Wenn ich mir ihn und die Bilder so ansehe, wäre ich gern selbst wieder ein Kind, das so viel Freude mit seiner eigenen Fantasie hat!

Bis bald

Fräulein Emsig